Auch nach den letzten Sitzungen der Stadtverordnetenversammlung und des Sozialausschusses geht in der Flörsheimer Kommunalpolitik die kontroverse Diskussion über die Situation der Kinderbetreuung weiter. „Wir können nicht erkennen, dass die dringend erforderlichen Maßnahmen zum Ausbau der Kinderbetreuung angegangen werden. Stattdessen wird versucht, mit Zahlen-spielereien und Schönrechnen, die Defizite klein zu reden“, erklärte die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Melanie Ernst.
In der letzten Sitzung des Sozialausschusses waren als Bedarfszahlen lediglich
die offenen Anmeldungen in den Flörsheimer Kindertagesstätten zum 31.12.2019 genannt worden. Entscheidend sei jedoch der Bedarf bis zum Beginn des nächsten Schuljahres, also bis September 2020, weil der Rechtsanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz ab einem Alter von 3 Jahren gelte, und damit auch für Kinder, die dieses Alter in den nächsten Monaten erreichen. Schließlich musste eingeräumt werden, dass die Prognosen eines Institutes, das den tatsächlichen Bedarf für diesen Zeitraum mit insgesamt 160 fehlenden Plätzen ermittelt hatte, zu niedrig angesetzt waren. „Wir erwarten, dass Renate Mohr als zuständige Dezernentin sich nicht in Schönrederei ergeht, sondern die Probleme löst,“ fuhr Melanie Ernst fort.
Auf Kopfschütteln ist bei den Sozialdemokraten auch die Äußerung des neuen Amtsleiters in der Ausschusssitzung gestoßen, Mütter würden nach der Geburt ihrer Kinder sofort einen Krippenplatz mit einer Bereuungszeit von 7.00 Uhr bis 17.00 Uhr beantragen, nur um Geld zum Häuserbauen verdienen zu können. Der Amtsleiter habe da wohl ein Familienbild aus den fünfziger Jahren und keineswegs das erforderliche Problembewusstsein. Die ihm vorgesetzte Dezernentin müsse da noch Führungsqualität beweisen und Aufklärungsarbeit leisten.
Auf Kritik stößt bei den Sozialdemokraten auch die Ablehnung ihres Antrages am Ende der Riedstraße eine neue Kita zu errichten. Stattdessen soll dort jetzt eine Blumenwiese eingesät werden.
Die nunmehr in Angriff genommene Erweiterung der Kita Pusteblume ist dagegen eine Genugtuung für die Sozialdemokraten. Immerhin war diese Erweiterung bereits 2014 vom früheren Bürgermeister Antenbrink vorgeschlagen und immer wieder vom damaligen Viererbündnis unter entscheidender Beteiligung der damaligen Fraktionsvorsitzenden und jetzigen ersten Stadträtin Renate Mohr abgelehnt worden. „Stattdessen wurden jahrelang alternative Standorte Richtung Bad Weilbach, an der Sport- und Kulturhalle sowie im zukünftigen Baugebiet Krimling geprüft und dann doch verworfen. Auch wenn Renate Mohr sich jetzt für die Erweiterung der Kita Pusteblume feiern lassen will, war sie letztendlich für fünf Jahr Stillstand entscheidend mitverantwortlich und verfolgt jetzt eine wirtschaftlich und pädagogisch deutlich schlechtere Lösung an diesem Standort“, kritisierte Melanie Ernst.
Einen Hoffnungsschimmer gibt es für die Sozialdemokraten immerhin. Ihr Antrag zur
Gewinnung zusätzlichen qualifizierten Betreuungspersonals soll weiterverfolgt werden, so die Beschlüsse von Ausschuss und Stadtverordnetenversammlung.